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Die wahre Bestimmung der Röhren: Wie wir von Georgien aus belauscht werden

Satire von Thomas Berscheid

In den vergangenen Tagen beherrschten die Abhöraktionen der NSA erneut die Nachrichten. Dabei war das Thema eigentlich ja schon durch. Wen interessiert es schon, wenn 80 Millionen Deutsche abgehört werden? Unsere Politiker, vor allem diese Machtroboter der CDU, ging das Thema am Gesäß vorbei. Der Gott der Wahrheit, Pofallaraff, machte klar, dass das Thema vollkommen geklärt sei und sich niemand darum zu kümmern habe. Kaum das aber Teflon-Merkel abgehört wird, kümmert sich die CDU darum!

Doch Schluss mit der schlechten Stimmung und der Wut, die mich erfüllt! Denn ich habe gerade herausgefunden, dass die Affäre noch viel weiter geht. Diese Spur führt nach Georgien, und ich habe sie vor 2 Monaten entdeckt. Dies ist mir nun klar geworden!

So richtig in den Sinn kam mir dieser Fall in der zu Ende gehenden Woche. Stefan Tölz, seit 20 Jahren in Georgien tätig, machte einen Film über die Annäherung Georgiens an den Westen. Dabei hat er auch jede Menge Bauarbeiten gefilmt. Zum Beispiel diese Röhren in Tbilisi am Ufer des Mtkwari. Ich könnte mir jetzt in Gesäß beißen, dass ich sie nicht fotografiert habe, da sie mir zu hässlich erschienen. Nun aber weiß ich: Diese Röhren sind Teil des großen Geheimnisses, dem ich auf die Spur gekommen bin. Sie gehören zu dem geheimen Netzwerk, dass in Tbilisi aufgespannt wurde.

Diese Röhren sollen angeblich Gehörgänge darstellen und nach dem Willen des Präsidenten und seiner Anhänger für Musikveranstaltungen zur Verfügung stehen. Als ich mir diese in Glas gebaute Vision spielender Kindergartenjungs bei Google Erde angesehen habe, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: In Wirklichkeit sind diese Röhren genau auf Deutschland ausgerichtet. Es sind Horchantennen, mit denen man selbst die leisesten Funksignale von Handys aus Köln noch empfangen kann!

Ich habe eine schlaflose Nacht hinter mir, ich habe mir schon überlegt, was ich tun soll, wenn der BND in Amtshilfe der NSA diese Wohnung stürmt und mich erst nach Georgien in einen Folterknast bringen lässt, um ein Geständnis aus mir heraus zu foltern. Und wenn ich dann in Guantanamo ende, weil ich niemals in Russland Asyl bekommen werde wie Herr Snowden.

Denn nachdem ich die wahre Bestimmung der Richtantennen herausgefunden hatte, wurde mir klar, dass die gesamte Innenstadt von Tbilisi ein einziges Lauschzentrum geworden ist. Denn kaum dachte ich an die Röhren, fiel mir die Mutter Georgiens ein. Vor zwei Monaten habe ich sie von der Rückseite aufgenommen. Nun wurde mir klar: Das Schwert, das sie in der Hand hält und von dem wir angenommen hatten, dass es zur Verteidigung Georgiens gedacht war, ist in Wirklichkeit eine Richtantenne, die Daten aus Deutschland direkt ins Zentrum der NSA funkt!

Klar wurde mir auch, warum die Seilbahn über den Mtkwari zur Narikala-Festung wieder eingerichtet wurde. Denn die Drahtseile bieten eine prima Tarnung für die Datenleitungen, mit denen die abgehörten Signale zur Kartlis Deda geleitet werden.

Auf der anderen Seite prangt dann der Palast des Präsidenten, der bald auf eine andere Nutzung wartet. In Wirklichkeit ist dieser die Abhörzentrale der NSA in Georgien.

So fügte sich, je mehr ich darüber nachdachte, ein Faktum zum anderen und ergab ein rundes Bild. Warum hatte die Fluggesellschaft immer so lange Verspätung? Mir wurde klar: Der Geheimdienst hatte Vorrang und musste Folteropfer und Ausrüstung verladen, die kein Mensch zu Gesicht bekommen sollte!

Unklar ist mir, inwieweit deutsche Firmen in die Abhöraktion involviert sind. Man darf aber nicht vergessen, dass Siemens bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die erste Telegrafenleitung vom heutigen Iran aus über Tbilisi in den Westen führte. Schon damals also waren es deutsche Industrielle, die sich mit der Nachrichtentechnik eine goldene Nase verdienten.

Wenn Sie das hier gelesen haben, ist es für Sie schon zu spät. Die NSA weiß Bescheid, dass Sie nun auch in dieses Geheimnis eingeweiht sind. Auch Sie stehen nun unter Beobachtung. Lächeln Sie, wenn es an der Tür klingelt. Es könnte ihr letzter Besuch sein.