Der Zivildienstleistende Heinrich Sobeck führt einen Kleinkrieg mit einem älteren Patienten. Als Heinrich den alten Nazi mit einer Geschichte aus dem Krieg konfrontiert, geschieht etwas, was niemand erwartet hatte…
3. Kapitel: Der Inspektor hat sie auf dem Kieker
Sam Spade, die DDR und der Müll
Dumpf knallt die Türe hinter den 3 Männern in den Rahmen. Sam dröhnt der Schädel, vielleicht hat er in der letzten Nacht etwas zu viel gesoffen. Jetzt ist keine Zeit für Schwachheiten, Parsons will sie verhören.
"Setzen!"
***
Der duldet keinen Widerspruch. Als Spade und Kottan auf die Etage kamen, hörten sie aus der Tür des Oberinspektors, wie dieser Parsons anschrie, weil er gestern einen Kollegen umgelegt hat. Natürlich ist der schlechter Laune, und beide Privatdetektive wissen, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Also nehmen sie vor dem Schreibtisch Platz.
"Jetzt hören Sie mir beide zu. Mein Chef hat mich gerade in die Mangel genommen, weil ich den Kollegen gestern umgebracht habe, diesen Grünschnabel von Bulle. Wenn ich noch mehr Ärger kriege, Spade, mach ich sie fertig, dass war gestern nur, um Ihnen zu Hilfe zu kommen. Ich hab' Sie auf dem Kieker."
"Soll das 'ne Drohung sein?"
"Ja!"
"Und was ist mit mir?"
"Kottan, Sie hängen genauso in der Scheiße drin wie ihr Kollege."
"Mist."
"Wer ist ihre Klientin, Spade?"
"Darf ich nicht sagen. Absolute Diskretion, verstehen Sie?"
"Ich verstehe. Sie wollen den Rest der Woche im Knast sitzen."
"Also gut. Die Ehefrau eines Vorstandsmitglieds einer Chemiefirma. Reicht das?"
"Für den Moment ja. Und warum wollten die Sie umbringen?"
"Keine Ahnung."
"Dann sag' ich Ihnen jetzt 'mal 'was. Heute morgen, 7 Uhr, hat man mich aus dem Bett geholt, weil ein Vorstand einer Chemiefirma erschossen worden ist, heute morgen."
"Oh!"
"Ist das der Mann Ihrer Klientin?"
"Fuck. Ja."
"Wie ist das passiert?"
"Kottan, der ist genauso erschossen worden, wie Ihnen das gestern hätte passieren können. In der Wohnung, gerade als die Frau nicht da war. Wir haben zuerst vermutet, dass es ein Einbrecher war, aber der hat Nichts mitgenommen, der ist stur ins Schlafzimmer gegangen und hat den Mann abgeknallt."
"Wo war die Frau?"
"Das müssten Sie besser wissen als ich, Spade."
"Sie war nicht im gleichen Bett wie ihr Mann?"
"Nein. Wir haben Sie jedenfalls dort nicht gefunden."
"Und der Killer? Haben Sie den schon?"
"Nein. Die einzige Spur ist, dass er sich bei der Flucht an einer Glasscheibe geschnitten hat, wir haben Blutspuren gefunden, die nicht von dem Toten stammen."
"Und nicht von der Frau? Die könnten auch von ihr sein."
"Nein. Wir haben ihre Papiere gefunden, in einem Impfpass stand ihre Blutgruppe, die sind nicht identisch."
"Also nicht. Kein Hinweis?"
"Nichts, gar nichts. Wir tappen im Dunkeln."
"Wo ist unsere Klientin?"
"Wissen wir nicht. Wir haben sie nicht finden können."
"Na schön. Und was machen wir jetzt?"
"Was ich mache, weiß ich. Ich werde Sie beobachten lassen."
"Warum?"
"Weil Sie mit Sicherheit mehr wissen als Sie sagen, Spade."
"Woher wollen Sie das wissen, Parsons?"
"Ich kenne Sie seit mehr als einem Jahrzehnt, Spade. Reicht Ihnen das als Erklärung?"
"Ach... Und was ist, wenn ich mich weigere, Ihnen zu helfen?"
"Dann finden wir irgendeinen Vorwand, Sie für ein paar Tage einzusperren. Das geht verdammt schnell."
"Gut, dann nehme ich an, dass unsere Unterredung damit beendet ist."
"Ich habe Sie gewarnt, Spade. Und Sie auch, Kottan!"
***
Die Detektive nehmen ihre Hüte und verlassen das Büro, verlassen das Gebäude. Scheiße, was nun? Sie steigen in Sams BMW, fahren ins Büro. Auf der Fahrt dahin folgt ihnen ein Mercedes, vollkommen unauffällig, sie werden beschattet. Im Büro angekommen, klatscht Sam seiner Sekretärin auf die Rückseite ihres viel zu eng anliegenden Rocks. Carmen dreht sich um.
"He, alter Fummler, da wartet deine Klientin im Büro."
"Was?"
"Die Frau, die vor 2 Tagen hier war."
***
Sam geht in sein Büro, tatsächlich, da sitzt sie. Diese Nacht muss hart gewesen sein, die Frau hat Ringe unter den Augen, auch ihr Make Up kann das nicht verbergen. Sie trägt ein langes schwarzes Kleid, unter dem sich ihre schlanke Figur abzeichnet. Geile Sache, denkt Sam.
"Was ist passiert?"
"Man hat meinen Mann erschossen."
"Woher wissen Sie das?"
"Ich - äh - ich habe es gehört."
"Von wem?"
"Ich war im Bad, als es passierte."
"Ach ja? Genau in dem Moment, als der Killer ins Schlafzimmer kam und ihrem Mann 3 Kugeln verpasste? Das glaub' ich Ihnen nicht!"
"Woher wissen Sie…"
"Ich habe Freunde bei den Bullen. Gestern Abend hat ein Typ versucht, mich abzuknallen, in meiner Wohnung, und jetzt hat man das Gleiche mit Ihrem Mann gemacht. Wo stecken Sie in der ganzen Sache? Versuchen Sie nicht, mich zu belügen."
***
Kottan kommt ins Büro, setzt sich auf den Schreibtisch, sagt nichts.
"Ich... ich habe Sie engagiert, weil mein Mann in dreckigen Geschäften mitmischt. Deshalb."
"Und deshalb hat es in der letzten Nacht 2 Tote gegeben? Was sind das für Geschäfte?"
"Giftmüll. Er hat mitgeholfen, Giftmüll in den Osten zu verschieben."
"Und das ist der Grund, warum man ihn umgebracht hat?"
"Ich nehme es an."
"Das scheint Ihnen nicht nahe zu gehen."
"Wir haben uns in den letzten Monaten nicht mehr gut verstanden."
"Und darum waren Sie in der letzten Nacht nicht zu Hause, als der Mörder eintraf?"
"Wieso wissen Sie..."
"Die Polizei war da, als die Leiche Ihres Mannes noch warm war, aber von Ihnen keine Spur. Und deshalb sitze ich jetzt ganz dick in der Scheiße, weil Sie meine Klientin sind."
"Das wollte ich nicht."
"Das nehme' ich Ihnen nicht ab. Sie sagen mir nicht alles, was Sie wissen. Ich habe keine Ahnung, welche Rolle Sie in dem Spiel haben."
"Ich weiß nicht, was da los ist."
"Doch, das wissen Sie. Sie wollen es nur nicht sagen."
"Was wollen Sie tun?"
"Mein Leben retten. Wir können Sie hier nicht ausquetschen, die Bullen beobachten uns. Es war ein Fehler von Ihnen, hierher zu kommen."
"Wieso?"
"Weil die Bullen uns beobachten, und weil Sie hier nicht ungesehen 'rauskommen. Wenn Sie Pech haben, nehmen die Sie draußen gleich fest."
"Verdammt."
"Ja, Verdammt! Sie sitzen genauso drin wie wir auch."
"Vielleicht muss ich Ihnen etwas gestehen."
"Jetzt nicht. Bevor Sie mir hier irgendwelche Lügen auftischen, müssen wir hier verschwinden. Und Sie kommen mit, denn hinter uns sind nicht nur die Bullen her. Kottan, Du holst den Wagen vor die Wäscherei. Und lass dich nicht verfolgen."
"In Ordnung."
***
Während Kottan durch den vorderen Ausgang das Haus verlässt, steigt Sam mit der Frau die Treppe in den Hinterhof hinab. Als sie über die Mauer klettern, reißt der Frau der Rock ein. War doch zu eng, sieht aber echt geil aus, denkt Sam. Nach den Mülltonnen kommen sie an der Rückseite der Wäscherei an, gehen hinein. Der Besitzer der Wäscherei sieht kurz zu Sam herüber, er weiß, dass da wieder Gefahr im Verzuge ist, denn Sam benutzt diesen Weg immer, wenn es brenzlig wird, dann steht Sam vor dem Schaufenster. Kein Wagen zu sehen.
Kottan steigt gemütlich die Treppen hinunter, geht durch die Haustür und steht auf der Straße. 10 Meter rechts von ihm steht der Benz, darin sitzt der Polizist, der sie beobachten soll. Ganz unbeteiligt geht er zu dem Zigarettenautomaten hinter dem Wagen, zieht eine Packung und steckt sie in die Innentasche seiner Jacke. Jedenfalls sieht das so aus.
Ein Auto kommt, Kottan kann die Straße nicht überqueren und macht neben dem Benz einen Schritt zur Seite, steht neben der Fahrertür, nestelt, wie es aussieht, an der Zigarettenpackung herum. Dann geht alles blitzschnell: Er dreht sich um, reißt die Tür auf und drückt dem Bullen seine Pistole an die Schläfe. Zerrt ihn aus dem Wagen, zieht die Schlüssel ab und durchsucht den Mann nach Waffen. Die Dienstpistole steckt er ein, zieht dann die Handschellen aus der Hose. Mit dem vollkommen überraschten Bullen geht der um den Wagen herum, legt eine der Schellen um dessen rechtes Handgelenk und die andere um den Griff der Beifahrertür. So kann sich der Mann nicht mehr bewegen. Als letztes schließt Kottan den Wagen über die Fahrertür ab, nimmt die beiden Schlüssel mit.
Jetzt ist er guter Laune, der Bulle kann sie nicht verfolgen, und er kann auch keine Nachricht an die Kollegen abgeben. Ganz ruhig schlendert Kottan zum BMW, schließt auf und fährt los. An der ersten Ampel um die Ecke öffnet er die Tür und wirft die Schlüssel in den Gully. Schließlich hält er vor der Wäscherei an. Sam und die Klientin sehen ihn kommen, verlassen den Laden und steigen ein. Jetzt schnell weg hier, bevor eine Streife den Kollegen entdeckt.