Der Zivildienstleistende Heinrich Sobeck führt einen Kleinkrieg mit einem älteren Patienten. Als Heinrich den alten Nazi mit einer Geschichte aus dem Krieg konfrontiert, geschieht etwas, was niemand erwartet hatte…
5. Kapitel: Der Lover der Klientin
Sam Spade, die DDR und der Müll
Sieht mies aus, das Haus, vor dem Sam hält. Die Adresse stimmt, da gibt's gar keinen Zweifel. Also 'mal sehen, was da los ist.
Sam steigt aus, sieht sich um, kein verdächtiges Fahrzeug zu sehen. Die Haustür steht offen, in seinem Kopf schellt die Alarmglocke. Vorsicht! Langsam geht Sam zur Treppe hin, steigt in die zweite Etage hinauf, immer danach Ausschau haltend, ob jemand eine Knarre auf ihn richtet. Dann steht er vor der Wohnungstür, die ist ebenfalls offen. War schon jemand hier? Der Detektiv drückt die Tür vorsichtig auf, den Colt in den Raum haltend. Jemand hier?
Nach einer Minute ist er schlauer. In dieser Wohnung ist kein Mensch, dafür sieht es hier wie nach einer gründlichen Haussuchung aus. Alles, was sich in den Schränken befunden hatte, liegt auf dem Boden verstreut, da muss einer von der anderen Seite vor Sam dagewesen sein. Aber wo ist der Mensch, dem diese Wohnung gehört? Keine Spur von Gewaltanwendung! Ist der Typ noch nicht hier gewesen?
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Als Sam die Blätter, die auf dem Boden verstreut liegen, durchsehen will, hört er ein Geräusch in der Tür, er hat sie hinter sich zugemacht. Schnell hat er den Colt in der Hand, springt auf und stellt sich neben den Türpfosten des Wohnzimmers. Dann hört er ein Seufzen, das muss der Gesuchte sein, der Lover seiner Klientin. Er schließt die Tür, und als Sam dieses Geräusch vernimmt, macht er einen Ausfallschritt zur Seite und richtet seinen Colt mitten ins Gesicht des Mannes, der soeben die Wohnungstür geschlossen hat.
"Guten Morgen. Sam Spade, Privatdetektiv. Bitte nehmen Sie die Hände hoch und stellen Sie sich an die Wand, ich muss Sie nach Waffen durchsuchen."
***
Der Angesprochene ist blass, reagiert stotternd, worauf Sam ihn an der Schulter packt und gegen die Wand drückt. Die Durchsuchung ergibt, dass er keine Waffe bei sich trägt, nicht einmal ein Messer. Also steckt Sam seine Waffe ein.
"Was wollen Sie? Wollen Sie einbrechen?"
"Nein, das sah schon so aus, als ich gekommen bin. Die Tür war auf, da hat jemand ihre Wohnung durchsucht."
"Was machen Sie hier?"
"Kennen Sie diese Frau?"
***
Sam fingert ein Foto seiner attraktiven Klientin aus dem Trench, zeigt es dem jungen Mann, der ihn etwas konsterniert ansieht. An seiner Reaktion merkt er, dass der Mann sie kennt.
"Ja, ich kenne sie. Was ist mit ihr?"
"Sie ist meine Klientin."
"Oh."
"Gestern Abend hat man versucht, mich umzulegen, heute morgen hat man ihren Mann umgelegt, und Sie stehen sicher auch auf der Liste."
"Verdammt. Und was soll ich tun?"
"Wo waren Sie in der letzten Nacht?"
"Muss ich Ihnen das sagen?"
"Sie haben ein Motiv, den Mann ihrer Geliebten umzubringen. Ich könnte Sie damit bei der Polizei abliefern."
"Wollen Sie mich erpressen?"
"Ich will wissen, woran ich bin. Und ich möchte nicht bei der Arbeit an diesem Fall abkratzen."
"Fuck."
"Also, wo?"
"Hier."
"Das soll ich glauben?"
"Es ist die Wahrheit. Sonja kann das bezeugen."
"Meine Klientin?"
"Ja."
"Sie sind ein Paar. Das glaub' ich nicht."
"Verdammt, es stimmt aber."
"Haben Sie andere Zeugen?"
"Nein, wir müssen das geheim halten."
"Wo waren Sie heute Vormittag?"
"An der Uni. Ich studiere Sport und Tanzen."
"Ach so. Daher die Figur, ich dachte schon, das sie Karate oder Judo machen."
"Nein."
"Gut so. Das erspart mir besondere Wachsamkeit."
"Ach?"
"Und jetzt gehen wir besser, bevor die Bullen oder die Leute kommen, die diese Unordnung hier angerichtet haben. Die könnten Sie auch umlegen."
"Wohin? Wo sollen wir hingehen?"
"Zu ihrer... zu meiner Klientin. Ich habe Sie in einer Wohnung versteckt, damit sie vor Bullen und Killern sicher ist."
***
Schluss. Sam fackelt nicht lange, hakt den jungen Mann unter und öffnet die Tür. Kein Mensch im Flur, also zieht er ihn aus seiner Wohnung und geht Richtung Treppe. Auch hier kein Mensch zu sehen, bis sie im Erdgeschoss sind. Eine ältere Frau kommt ihnen entgegen, grüßt, keine Gefahr. Auch vor der Tür scheint alles in Ordnung zu sein, also geht Sam zum BMW uns schiebt den Lover seiner Klientin auf den Beifahrersitz. Dann steigt er selbst ein, legt den Gurt an und fährt los.
Eine Viertelstunde später fällt sich das Liebespaar in die Arme. Sam und Kottan lassen den beiden 5 Minuten, um sich abzuknutschen, dann geht Sam dazwischen und nimmt sie ins Kreuzverhör.
"Wo waren Sie beide heute Nacht?"
"Ich war bei meinem Mann. Jedenfalls die erste Hälfte der Nacht."
"Eh..."
***
Das war es. Sam grinst, der Lover seiner Klientin stammelt vor sich hin.
"Ja, tut mir leid, schon verplappert. Ihr Lover hat mir gesagt, dass Sie ganze Nacht bei ihm waren."
"Warum hast Du..."
***
Die Frau sieht ihren Lover aus ihren großen braunen Augen an.
"Jetzt 'mal ehrlich. Wo haben Sie sich die Nacht 'umgetrieben? Haben Sie Ihren Mann abgeknallt?"
"Nein, nein, nein, damit hab ich nichts zu tun!"
"Das soll ich glauben?"
"Warum denn nicht?"
"Wem wollen Sie schützen?"
"Ich ... ich will niemand schützen."
"Warum rücken Sie dann nicht mit der Wahrheit 'raus? Muss ich erst selbst 'rumschnüffeln, um die Leute zu finden, die mich umbringen wollen?"
"Ich kann nicht."
"Sie stecken in der Klemme. Und wenn ich nicht mehr bin, werden die Bullen Sie wesentlich härter in die Mangel nehmen."
"Also gut. Ich war bis um 3 Uhr bei einem Kollegen meines Mannes, mit dem ich vor Jahren eine Affäre hatte. Gut, da ist nichts gelaufen heute Nacht, wir haben nicht gebumst. Er hatte mich gebeten zu kommen, weil mein Mann seine Finger in dreckigen Geschäften hatte."
"Und?"
"Wir haben uns darüber unterhalten... Äh, da ist 'was mit einer Bande, die Giftmüll in den Osten verschiebt. Mein Mann hat mit denen Geschäfte eingefädelt und wollte da aussteigen, wie sein Kollege meinte. Und die wollten das nicht."
"Und deshalb haben die Ihren Mann umgebracht?"
"Ich nehm's an."
"Erscheint mir nicht schlüssig. Wer ist der Kollege?"
"Ich schreib' Ihnen die Adresse auf. Aber sagen Sie nicht, dass Sie die von mir haben."
"Das überleg' ich mir noch."
"Hier ist die Adresse. Der müsste wieder zu Hause sein."
"Gut. Sie bleiben alle hier, Kottan auch. Wenn ich in 3 Stunde nicht wieder hier sein sollte, rufen Sie die Bullen an, dann bin ich vielleicht tot."
***
Das waren Sams letzte Worte. Damit verlässt er die Wohnung, steigt in den BMW und fährt zu der angegebenen Adresse. Immer noch kein Bulle zu sehen, die haben meine Spur immer noch nicht wiedergefunden.
Hä, hä, hä.
Sam grinst.