Rick and Morty: Science Fiction und das Leben einer Familie
Ich bin ja bekennender Rick and Morty Fan. Vor ca. 3 Jahren habe ich in der Fernsehzeitschrift (genau, die aus Papier!) eine Beschreibung einer Science Fiction Serie gelesen, in der ein alkoholkranker Großvater, nebenbei intelligentester Mensch des Universums, seinen 14 Jahre alten Enkel mit auf Abenteuer im ganzen Universum nimmt. Vor 2 Jahren habe ich dann Comedy Central auf den Fernseher bekommen (Männer und Technik? Klappt selten!) und nun gehört Rick and Morty sehen zum abendlichen Ritual, um den Mist da draußen in der realen Welt aus dem Hirn zu bekommen. Darauf sind Trainingsplan und Dusche abgestimmt.
Mittlerweile ist mir persönlich die Serie ans Herz gewachsen. Was mir gerade seit Anfang 2025 klar geworden ist: Es sind nicht die hochfliegenden physikalischen Experimente, die mich in den Bann gezogen haben. Es ist die Familie, es sind die Figuren.
Opa und Enkel können sich ja oft gut miteinander verstehen. Bei Opa Rick Sanchez und Enkel Morty Smith ist dies oft weniger der Fall. Der besoffene Opa schleppt seinen Enkel oft gegen seinen Willen mit in ein Abenteuer, reißt ihn von seiner Angebeteten Jessica weg, lässt ihn mit zwei gebrochenen Beinen liegen, schickt ihn zum Wein holen und richtet damit eine Zivilisation hundeähnlicher Wesen zu Grunde… Oft streiten die beiden. Und dann schickt Rick seinen Enkel und sich in eine Parallelwelt, in der sie ihre Leichen… Aber dazu später.
Im Verlauf der Serie entwickeln sich die Charaktere, und das macht die Tiefe der Serie aus. Rick ärgert sich über Morty, er will ihm zeigen, dass der pubertierende Junge vollkommen unwichtig ist und er erzieht zwei Raben, mit denen er eine Zivilisation aufzieht. Am Ende erkennt er aber, was er an seinem Enkel und überhaupt anderen Menschen hat, und Rick ändert seine Einstellung. Dieser Lernprozess kommt oft in der Serie vor, und das macht sie für mich so sehenswert.
Meine Lieblingsfigur bei Rick and Morty aber ist eigentlich Summer. Die 17 Jahre junge Frau ist das Ergebnis eines One Night Stands der Eltern, die eigentlich nicht zusammen bleiben wollten. Als Summer dies in der Folge „Was wäre wenn?“ erfährt, weil Beth und Jerry nur ihretwegen zusammen geblieben sind und ohne sie Karrieren als Ärztin und Schauspieler gemacht hätten, entwickelt sie einen Hass auf ihre Familie und will abhauen.
Beth ist stolz darauf, dass sie richtige Ärztin für Menschen ist und ganz weit oben in der Branche steht. Alles, weil sie nicht die Tochter an der Backe hatte. Beth folgt dem Vorbild ihres Vaters Rick und trinkt jede Menge. Jerry hat Karriere in Hollywood gemacht. Doch am Ende dreht er durch und fährt Amok. Er stoppt mit dem Rasenmäher vor ihrem Haus. Beth sieht die parallele Einstellung in der VR Brille, die der Rest der Familie gerade aus der Perspektive des Hubschraubers eines Senders auf dem Fernseher im Wohnzimmer sieht. Ihr fällt das Weinglas aus der Hand, als sie Jerry vor der Tür stehen sieht. Sie rennt ins Wohnzimmer. Jerry und Beth erkennen, dass sie nur miteinander ihr Glück finden können. Stark.
Ein kurzer Auftritt in dieser Folge liegt bei Garfield. Wie viele andere Personen in dieser Folge wachsen Gazorpazorpfield Arme aus dem Kopf. Er deckt Jon, ebenfalls mit einer Reihe von Armen gesegnet, mit üblen Flüchen ein. So also könnte Garfield in einem Paralleluniversum aussehen.
Die Götter müssen verRickt sein
Wenn man diese Folge von Rick and Morty sieht, sollte man nicht bekifft sein. Sonst kapiert man nicht, wie mehrere Welten ineinander verschachtelt sind. Die beiden Protagonisten besuchen Welten, in der Rick im Prinzip Sklaven erschaffen hat, die nun selbst Sklaven… Und so weiter. Parallel dazu bleibt Summer im Auto, dass sie vor Militärs und der Vernichtung schützt. Als Rick und Morty am Schluss wieder auftauchen, ist Summer stark traumatisiert und gibt als Erwiderung auf Ricks Frage nur ein „A ha!“ zurück. So kurz die Szene ist, sie ist eine meiner Favoriten.
Rickdependence Spray: Spermageddon
In der Folge „Spermageddon“ bzw. im Original „Rickdependence Spray“ mutieren Spermien zu aggressiven riesigen Wesen. In einem Gespräch mit dem Präsidenten und Militärs findet Summer die Lösung für ein gravierendes Problem. Ein anderer Mann klaut ihre Idee, wiederholt sie vor den anderen Männern und wird dafür gefeiert. Summer ist verdattert. Beth kommt auf die zu, legt ihre eine Hand auf die Schulter und sagt sinngemäß: „Heute bist du zur Frau geworden.“ Auch eine starke Szene, die das wahre Leben abbildet. Einer der Gründe, warum ich diese Serie so liebe.
Das waren so die lustigen Seiten von Rick and Morty. Die Serie ist teilweise auch extrem gewalttätig, wenn Lebewesen in Massen abgeschlachtet werden, Blut, Gedärme, Augen und andere Eingeweide durch die Gegend fliegen. Was mir beim Betrachten immer viel Spaß macht.
Vielleicht keinen Spaß, aber noch beeindruckender sind die traurigen Seiten von Rick und Morty. Worauf basiert denn eigentlich die Serie? Ein alter Mann, der extrem intelligent ist, der aber an der Flasche hängt. Zwei Erwachsene, die ihr Leben verpfuscht haben, ihre Karrieren für ein ungewolltes Kind geopfert haben und ihre Träume nicht verwirklichen konnten. Zwei Jugendliche, bei denen der Junge krankhaft masturbiert und das Mädchen von Drogen nicht die Finger lassen kann.
In der Folge 6 „Rick Potion No. 9“ kulminiert die dunkle Stimmung. Nach einem Abenteuer mit Grippe und ein paar anderen Dingen sucht Rick nach einem Paralleluniversum, in dem ihre Alter Egos gerade gestorben sind. Rick dreht mit dem Schraubenzieher an einem Gerät in der Garage, alles ist friedlich, Morty ist ebenfalls dabei. Das Gerät explodiert, beide werden zerrissen, Augen und Gedärme hängen aus ihren Leibern, sie sind tot. In diesem Moment kommen beide durch ein Portal in die Garage. Sie beerdigen ihre Leichen hinten im Garten, was vor allem Morty nicht leicht fällt. Danach läuft Morty komplett traumatisiert durch das Haus und muss lernen, in dieser neuen Welt zurecht zu kommen. Komplett durch den Wind. Stark. Beeindruckend. Zeichentrick, dass einem die Tränen der Trauer kommen.
Und dabei läuft ein Musikstück, das mir beim ersten hören aufgefallen ist. Die Stimme der Sängerin dieses abgrundtief depressiven Stücks kam mir bekannt vor. Nach einer kurzen Recherche bei der Rick and Morty Fandom: Es ist tatsächlich Hope Sandoval, es ist Mazzy Star. Vor rund 10 Jahren hatte ich schon mal eine Mazzy Star Phase, jetzt ist die Sucht zurück und seit Monaten steht „Look on Down From the Bridge“ bei mir am Wochenende auf dem Programm zum Abschalten.
In den Folgen, die danach stehen, werden die Gräber zum Thema, wenn Morty einer Freundin erklärt, dass er jeden Tag nur 15 Meter von seinem eigenen Grab aufwacht. Ich finde es einfach toll, wie die Figuren in dieser Serie entwickelt sind. Ein Leben, dass ich nicht unbedingt führen wollen würde.