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7. Kapitel: Sam ist ein Zyniker

Sam Spade, die DDR und der Müll

Es wird Abend. Also, zurück zur Heimstätte deiner Klientin. Während der Fahrt sieht Sam sich ständig um, ob ihm ein Bulle folgt. Er passiert zu seinem Glück keine Kontrolle, und als er vor dem Haus mit seiner Zweitwohnung in Ehrenfeld ankommt, ist er alleine. Wie lange wird er den Bullen diese Wohnung noch verheimlichen können?

Er steigt aus, sieht sich um, kein Mensch, der ihm verdächtig vorkommt. Rein ins Haus. In der Wohnung ist seine Klientin gerade dabei, zu duschen, Kottan spielt mit ihrem Lover Schiffe versenken. Der pokert doch sonst so gerne? Egal, Sam knurrt der Magen, er greift in die Kühltruhe und bereitet sich ein chinesisches Essen zu. Als er den Teller vor sich stehen hat, ist die Frau fertig, und in der Unterwäsche, die sie jetzt trägt, sieht sie sehr reizvoll aus. Sam lässt sich im Gegensatz zu Kottan davon nicht beeindrucken, isst einen Bissen, schluckt runter und quatscht die Frau an, die sich die Haare abfrottiert.

"Wir haben einen Toten mehr."

"Was? Ist..."

"Jemand hat versucht, Bayer auch umzulegen. Ich hab' dem Killer den Schädel weggeblasen."

"Oh Scheiße."

"Ein Toter Zuviel. Das ist jetzt der dritte in diesem Fall. Neuer Rekord von mir."

"Sie sind ein Zyniker."

"Muss ich sein, in diesem Job."

"Und, was hast Du erfahren?"

"Mike Hammer arbeitet jetzt mit mir zusammen."

"Hä?"

"Du hast richtig gehört. Hammer. Bayer hat ihn als Bodyguard engagiert. Und ist vielleicht auch besser so, wir haben's nämlich mit 'ner Bande von Müllschiebern zu tun. Aus Polen und aus Deutschland, aus der ehemaligen DDR."

"Hab' bisher keinen Einblick in die Szene gehabt."

"Und jetzt? Was ist los?"

"Also, der Tote... Ihr Mann hatte ein paar Geschäfte eingefädelt, aus denen er jetzt aussteigen wollte. Was waren das für Leute, haben Sie die 'mal kennengelernt?"

"Nein, nie."

"Wirklich nicht? Keine Verabredungen, keine Essen bei Ihnen?"

"Nein, so 'was haben wir nie gemacht."

"Wissen Sie Namen von denen?"

"Ach, Spade, wissen Sie, diese polnischen Namen hab' ich mir nie merken können."

"Und Deutsche? Es sind 'ne ganze Menge Deutsche, die dadrin stecken."

"Äh, ja, warten Sie... Einer heißt Kohl."

"Schön. Adolf, hol' die gelben Seiten."

Kottan holt das Branchenfernsprechbuch, und Sam blättert die Müllverwerter durch, stößt tatsächlich auf eine Firma mit dem Namen Kohl. Ob das einer der Drahtzieher ist? Für heute ist es zu spät, um bei der Firma vorbeizufahren, das wird erst morgen gehen.

Ob Hammer 'was 'rausgebracht hat? Sam ruft in seinem Büro an, kein Mensch da. Ruft seinen Klienten an, und tatsächlich hält Hammer sich dort auf.

"Hast Du 'was Neues?"

"Nicht viel. Ich hab' 'nen Namen, der uns vielleicht weiterhelfen kann."

"Kohl?"

"Woher weißt Du?"

"Den hab' ich auch von meinem Klienten. Der Typ hat die Gespräche geführt und die Sache eingefädelt. Und als sie damit an die Öffentlichkeit wollten, hat sich der nicht mehr blicken lassen. Dafür 'n paar Killer geschickt."

"Das haben wir ja gesehen."

"Ich will morgen zu dem Typ hin."

"Ich auch."

"Ach, das wär' unklug, wenn wir das getrennt machen. Nein, geh' Du lieber, dann kann ich hier den Aufpasser spielen."

"Hast Du 'mal versucht, die Firma anzurufen?"

"Nein. Da ist jetzt keiner mehr, hat man mir gesagt. Aber das ist jetzt weniger wichtig. Parsons hat dich gesehen."

"Ich weiß."

"Und er wollte mich wegen der Sache mit dem Typ da draußen einbuchten."

"Das wär' schade."

"Ich hab' mich 'rausreden können. Aber er ist stinksauer auf dich."

"Mir egal."

"Dann pass auf mit ihm. Wenn der will, kann der Dich wegen der Schießerei einlochen. Und dann ist Sense."

"Ja, Mann, kann ich jetzt nichts drum geben. Hör 'mal, Kollege, ich fahr' morgen zu dem Kohl hin, meld' mich dann bei dir."

"Ist gut. Ich werd' in der Firma meines Klienten 'rumschnüffeln."

"Dann bis morgen."

***

Sam legt auf, damit arbeiten jetzt beide Detektive zusammen. Das wäre ja gelacht, wenn sie der Bande nicht auf die Schliche kämen! Seine Klientin ist fertig mit ihren Haaren, kommt aus dem Bad und setzt sich neben Sam an den Küchentisch.

"Wie lange müssen wir hierbleiben?"

"Bis ich Entwarnung geben kann. Und wie lange das dauert, weiß ich nicht."

"Was soll ich denn die ganze Zeit machen? Däumchen drehen?"

"Sie haben doch Ihren Lover hier. Da dürfte Ihnen die Zeit nicht lang werden."

"Ach. Das ist nicht alles. Sie sperren mich hier ein."

"Nur zu Ihrem Schutz. Es gibt bis jetzt 3 Tote, Sie könnten die Vierte sein."

"Verdammt. Mir ist nicht wohl bei der Sache."

"Sie können mir auch den Fall entziehen, Sonja. Dann schmeiße ich sie allerdings raus. Und wer weiß, wie lang Sie dann noch leben."

"Verdammt, ich seh' schon, es hat gar keinen Zweck."

"Sehen Sie? So ist das Leben."

"Und was ist mit Rudolf? Soll der auch hierbleiben?"

"Wäre besser. Dann kann ihn keiner nach uns ausquetschen."

***

Der Lover wird langsam nervös, Sam spürt, dass die Gefahr, die auf der Straße lauert, an seinen Nerven knabbert. Doch Sam lässt das kalt, er gießt sich einen Whisky ein und verteilt den Rest der Flasche unter dem anderen Personen.

Stunden später. Auch die zweite Flasche Whisky ist leer; weil die beiden Detektive das Saufen gewohnt sind, haben sie jetzt noch einen recht klaren Kopf. Im Gegensatz dazu sind die beiden anderen Personen dieser Runde sturzbesoffen, haben die Kontrolle verloren und Dinge erzählt, die sie in nüchternem Zustand nicht preisgegeben hätten. Und genau das war Sams und Kottans Absicht gewesen. Mit dem Privatleben der beiden sah es so bürgerlich auch nicht aus, wie es die Fassade glauben machen wollte. Wenn Sam morgen die Firma Hartmut Kohl Recycling und Entsorgung besuchen wird, wird er nach einem bestimmten Mitarbeiter fragen, den seine Klientin sehr gut kennt. Und Mike wird er darüber Bescheid geben, dass er bei bestimmten Kollegen seines Klienten ebenfalls das Privatleben überprüft.

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