Faulheit als Antrieb für Innovation und Fortschritt
Am Wochenende lief auf ZDF Info einmal mehr die rund 100 Minuten lange Doku über Schwarze Löcher. Janna Levin erzählt über Schwarze Löcher, die Geschichte ihrer Entdeckung und den aktuellen Stand der Forschung im Jahr 2018. Den Film „Geheimnisvolle Schwarze Löcher“ habe ich mir seit er auf ARTE lief bestimmt 10-mal angesehen, mindestens einmal auf dem Hometrainer. Zu Beginn des Films gibt es eine Sequenz mit einer Galaxie, die ich auf unserem neuen Fernseher gesehen habe. Allmächtiger, was für ein Bild, was für eine Auflösung… Ich war mit einem Schlag nicht mehr in meinem Wohnzimmer, nicht mehr in Köln, ich war im Weltraum. Das als Erklärung, warum mich dieser Film so in seinen Bann gezogen hat.
Warum der Feierabend zur Entdeckung der Gravitationswellen führte
Ich möchte gar nicht näher auf die Inhalte eingehen. Sondern es geht mir um das Ende des Films. Eine wichtige Rolle bei den Auswirkungen der Schwarzen Löcher spielt das Observatorium LIGO zum Nachweis von Gravitationswellen.
Da ist ein Doktorand der Physik, der Mitte September 2015 bereits einige Stunden damit zugebracht hat, LIGO zu kalibrieren. Weil er sich nicht mehr konzentrieren kann, sagt er seinem Kollegen, dass er nun Feierabend macht. Irgendwann morgens ziemlich früh. Er schaltet LIGO also vom Testbetrieb in den aktiven Zustand.
Rund 40 Minuten später dann die Sensation. Vor rund 1,3 Milliarden Jahren haben sich zwei Schwarze Löcher liebevoll umkreist und sind dann in Sekundenschnelle miteinander verschmolzen. Die dabei frei gewordene Energie war so gewaltig, dass sie die Raumzeit verbogen hat. Und mehr als eine Milliarde Jahre sind diese Gravitationswellen durch das Weltall gejagt. Und hätte der Doktorand nicht Feierabend gemacht, niemand hätte diese Entdeckung gemacht oder verifizieren können, denn die Wellen sind bei beiden LIGO Observatorien aufgeschlagen und waren damit nachgewiesen.
Dies ist meiner persönlichen Meinung nach ein besonders schönes Beispiel dafür, dass Faulheit einen gewaltigen Fortschritt bringen kann. In diesem Fall einen Fortschritt des Wissens.
Warum Faulheit Fortschritt und Innovation bringt
Aber nicht nur beim Wissen kann Faulheit den Fortschritt bringen. Es gibt Leute, die haben sich früher geärgert. Boa, echt ne, ich hab jetzt keine Lust, die Steine wieder auf dem Rücken in die Höhle schleppen, Alter. Ich hab da ne Idee.. Und fump, schon war das Rad erfunden. Oder: Och nö, muss ich das Mammut echt schon wieder den ganzen Abend kauen? Ich hab doch gestern das Feuer erfunden. Lass uns doch ne Grillfete mit dem Mammut machen!
So kann es zugegangen sein, als das Rad und das Feuer erfunden wurden. Warum? Weil die Erfinder von Faulheit getrieben waren. Einmal das Hirn so richtig anstrengen, und schon klappt das mit dem Fortschritt und der Innovation!
Bedeutung der Faulheit in der IT
Ähnliches gilt in der IT. Gerade wenn man mit Content Management Systemen wie TYPO3 arbeitet, kann man sich die Arbeit erleichtern. Jetzt nicht auf TYPO3 bezogen habe ich folgende Szenarien schon etliche Male erlebt: Da ist ein Kollege, vielleicht aus der Sektion der nicht Lernbegabten aus der Verwaltung oder ähnlichen Milieus, und diese Person ist die ganze Zeit damit beschäftigt, aus so etwas wie einer Excel Datei oder vielleicht sogar von einem Blatt Papier Daten, Texte und Zahlen in einen Shop einer Webseite einzugeben. Dieses will dieses Wesen auch nicht aufgeben. Dabei macht dieses Wesen ohne Ende Fehler. Nun kommt da dieser von Faulheit getriebene Mensch aus der IT, der dieses immer total gestresste Wesen an der Kaffeemaschine trifft, weil dieses Wesen wieder rumbrüllt, dass es in Arbeit ersticke. Also geht dieses Wesen aus der IT am Wochenende an seinen Rechner und programmiert ein Tool, mit dem die Daten automatisch in den Shop eingespielt werden. In wenigen Sekunden, ohne Fehler. Nun kann das Wesen schön seinen Büroschlaf halten und die Kollegen von Marketing wundern sich, dass die Umsätze durch die Decke gehen. Außerdem ist Ruhe an der Kaffeemaschine.
So kann der Fortschritt mit Hilfe der IT gehen. Es hilft oft, mal einen Schritt zurück zu gehen und sich zu überlegen, ob der einmal eingeschlagene Weg wirklich der Richtige ist. Und ob man eine Anforderung nicht doch mal intelligent lösen kann, anstatt in der Zeit weit vor dem Homo Erectus verhaftet zu bleiben.
Im Fall von LIGO brachte die Faulheit des Doktoranden den Vordenkern des Projekts den Nobelpreis für Physik ein. Hätte dieser Mann nicht zeitig mitten in der Nacht Feierabend gemacht: Wir hätten heute noch weniger Achtung vor Einstein und Hawking.