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Die Rolle von Heinrichs Eltern

Thomas Berscheid im Gespräch mit Heinrich Sobeck

TB: Kommen wir wieder zu Ihrer Kindheit. Siegmund Freud sagte ja schon…

HS (unterbricht): Kein Psychogelaber bitte. Ich könnte aggressiv werden.

TB: Lassen Sie mich die Frage doch erstmal zu Ende stellen. Also, suchen wir die Ursache ihrer Aggressivität. Was war mit Ihnen als Kind los, was bei anderen Kindern nicht der Fall war.

HS: Meine Eltern sind Lehrer.

TB: Das ist kein Grund.

HS: Doch. Das ist ein Grund. Meine Eltern sind professionelle Besserwisser. Sie lassen nur ihre eigene Meinung gelten und akzeptieren keine andere Meinung. Sie lassen beide nicht mit sich reden. Das hat dazu geführt, dass meine jüngere Schwester schon mit 14 kurz davor war, Shit zu konsumieren.

TB: Und sie selber? Wie haben Sie reagiert?

HS: Diese ewige Gängelung hat mich genervt. Ich habe nie etwas richtig gemacht. Meine Eltern haben immer nur Forderungen gestellt und mich nie belohnt, wenn ich einmal etwas gut gemacht habe. Und meine Mutter. Ein Vollprofi, wenn es darum geht, bei anderen Menschen Schuldgefühle zu erzeugen.

TB: Das hat Sie aggressiv gemacht?

HS: Wenn ich jetzt darüber nachdenke, was sie mit mir angestellt haben, dann sehe ich beide als Vollversager in der Erziehung. Man muss Kinder positiv motivieren. Konnten sie nicht. Ich habe es immer versucht. Als ich dann angefangen habe Rad zu fahren, da haben mir plötzlich andere gesagt, dass ich das richtig gut kann. Hat mein Vater nie getan.

TB: Und trotzdem wollten Sie Lehrer werden. Warum?

HS: Was sollte ich machen? Ich habe am Thomaeum mein Abi gebaut, dann Zivildienst in Süchteln, dann…

TB (geht dazwischen) Süchteln? Waren Sie im Landeskrankenhaus?

HS: Haben Sie da nachgeforscht? Ist ja auch egal. Ja, ich war in der Forensik.

TB: Moment mal. Sie waren bei Gewalt- und Straftätern? Als Zivi?

HS (grinst): Ja. Das verstößt zwar gegen so ziemlich jede Dienstvorschrift, aber ich hatte damals schon den schwarzen Gürtel in Karate und konnte mich körperlich durchsetzen. Das habe ich auch gebraucht. Einmal versuchte ein Klient bei einem Zahnarztbesuch zu fliehen. Den anderen Pfleger konnte er niederschlagen, ich habe ihn dann hinterm Ohr erwischt. Danach war er mir gegenüber immer lammfromm.

TB: Und Sie sich nie auf die Idee gekommen, Psychologie zu studieren?

HS: Nicht nach dem Kontakt mit der Praxis. Hat ja als Zivi Spaß gemacht, aber ich habe jede Menge Psychologen kennengelernt, die selbst eine Therapie gebraucht hätten.

TB: Also Lehrer?

HS: Es blieb nicht viel anderes übrig. Sprachen wollte ich nicht, Informatik und Mathe waren nichts für mich, BWL auch nicht. Außerdem wollte ich nach Köln, endlich mal in die Stadt.

TB: Warum nicht nach Düsseldorf?

HS: Blöde Frage.

TB: Warum nicht?

HS: Ich wollte in eine Stadt. Nicht in den Hinterhof einer Verwaltungseinheit. So eine mit Musikern und Kultur.

Im dritten Teil erfahren Sie mehr über Heinrichs Vergangenheit als Bodyguard, Radsportler und gewalttätige Interviews