Pilze
"Wer macht so etwas?" fragte sich Thoenissen und ging neben der skelettierten Leiche in die Knie. Wie lange mochte dieser Mensch hier schon gelegen haben? Und wer mochte das sein?
Dann sah er das Amulett. Vielleicht hatte der Mörder es übersehen oder vergessen, als er die Leiche hier liegen gelassen hatte. Die goldene Kette lag um die Halswirbel, ein zartes Geflecht, das den Hals einer Frau geschmückt hatte. Der Frau, die nun bis auf die Knochen abgemagert vor ihm lag.
Er nahm das Amulett in die Hand. Ein blauer Käfer mit einer Widmung auf der Rückseite.
Der Werwolf ist er
Tobias Wulf hat in der letzten Nacht nicht gesoffen, fühlt sich aber wie nach zehn Runden auf dem Schützenfest. Um so mieser wird seine Laune, als Kommissar Weber ihm eröffnet, dass sein Geselle in der letzten Nacht aus dem Leben geschieden ist. Und das auf sehr blutige Art und Weise. Genau einen Monat später findet Weber einen weiteren Angestellten von Wulf an der Niers. Ein Verdacht keimt in ihm auf: treibt etwa ein Werwolf in Grefrath sein Unwesen?
Leseprobe:
Nein, das war es nicht. Dieses tiefe Brummen näherte sich langsam. Ängstlich sah Wolfgang sich um. Er konnte nicht feststellen, aus welcher Richtung dieser tiefe Ton kam.
„Hallo?“ rief er und versuchte seiner Stimme soviel Mut mitzugeben wie nur möglich. Es misslang. Sein Timbre zitterte.
„Was wollen Sie?“ rief er in die Dunkelheit.
Für einen Wimpernschlag verstummte das Brummen. Dann kam es wieder, aggressiver und bedrohlicher als je zuvor. Da sah Wolfgang plötzlich zwei grüne Augen, die vor Mordlust von innen zu leuchten schienen.
Wolfgang packte jetzt die reine Panik. Er warf den Helm von sich, drückte so stark auf den elektrischen Anlasser seiner Guzzi, dass ihm fast der Plastikknopf abbrach. Der V2 röhrte. Wolfgang riss das Gas auf. Er malte einen schwarzen Streifen auf den Asphalt. Das Vorderrad schnellte in die Höhe. Er konnte sich...
Die Krallen der Pranke drangen durch die Lederkombi und tief in das Fleisch in seine Schulter ein, als das mächtige Tier ihn von seiner Guzzi riss.
Download zum Tod
Mehrere junge Menschen springen in Köln von Hausdächern und Brücken. Sie haben Musik gehört, die sie kurz zuvor aus dem Internet heruntergeladen hatten. Aber wer hat diese Stücke ins Internet hochgeladen? Die Polizei folgt im richtigen Leben einem virtuellen Monster, das Menschen in den Tod treibt.
Leseprobe:
„Jürgen, erfülle dir den größten Traum deines Lebens!“ hauchte die Stimme in seinem Inneren.
Jürgen ging die zwei Treppen hoch bis zu der Tür, die auf das Flachdach des Wohnhauses führte. Der Schlüssel seines Vaters passte. Frische Nachtluft schlug Jürgens Nase entgegen, ein Sternenhimmel wölbte sich zwischen den Wolkenfetzen über seinem Kopf. Er hätte hören können, wie der Kies auf dem Flachdach unter seinen Schuhen knirschte, wenn er nicht Hubert F. in der Endlosschleife in seinem Ohr gehabt hätte.
Der Weg endete an der Kante, hinter der es 6 Stockwerke nach unten ging.
„Du kannst fliegen, Jürgen!“ sagt die Stimme in seinem Kopf. „Du schaffst es! Du musst es nur wollen!“ Immer weiter heizte die Stimme Jürgen an.
Er machte einen kleinen Schritt nach vorne. Unter ihm breitete sich der Hansaring aus, schräg gegenüber blinkten die orangen Werbebotschaften von Saturn. Schräg gegenüber standen ein paar Studenten vor einem hell erleuchteten Laden und schaufelten sich eine Pizza in den Mund.
„Flieg, Jürgen, flieg!“ hauchte ihm die Stimme zu. „Flieg! Jetzt! Du kannst es!“
Und Jürgen glaubte es jetzt.
Er sprang.
Horizontal
Kommissar Krönert hat einen Mordfall im Park in Grefrath: Ein Mann liegt im Teich. Nicht ertrunken, sondern mit aufgeschlitzter Kehle. Das Opfer war zwei arbeitslos, hatte aber eine sehr teure Fotoausrüstung. Und Bilder von Kunden eines Bordells auf dem Rechner. War der Mann ein Erpresser? Und wusste der Tote vielleicht etwas über Krönert, was seine Frau niemals erfahren sollte?
Leseprobe:
„War Herr Bukowski Fotograf?“ fragte Krönert und griff in die Tasche seiner Lederjacke.
„Früher vielleicht“, sagte der Hausmeister. „Soweit ich weiß, lebte er von Hartz IV.“
„Das ist aber nicht im Regelsatz enthalten“, sagte Krönert und deutete auf die Kamera, während er sich Gummihandschuhe überzog.
„Ganz schön teuer“, murmelte Krönert, als er sich die Kamera genauer ansah. Edles japanisches Produkt. 20 Megapixel. Chip mit einem Zoll. Ein Objektiv, mit dem man noch die Pickel des Mannes im Mond sehen konnte. Krönert fand den Knopf, an dem man die Kamera einschalten konnte. Suchte das Menü, um sich die Bilder anzusehen.
„Die Villa!“ murmelte er. Die Einfahrt zu dem bescheidenen Haus eines Textilfabrikanten mit dem Stahltor kannte er. Dann sah er ein Auto. Und ein Gesicht.
Der geheime Parkplatz
Wunderlich hat seine Frau an Facebook verloren. Um sich Befriedigung zu verschaffen, geht er ins Pascha. Dabei nutzt er einen geheimen Parkplatz an der Inneren Kanalstraße. Dumm nur, dass er gerade dann seinen Wagen dort abstellt, als eine Joggerin ihr Leben vorzeitig beendet...
Leseprobe:
Jessica war heute wieder klasse gewesen. Sie hatte sich ihm unterworfen, hatte ihm diesmal ein paar Sonderwünsche erfüllt. Gut, er musste dafür einen Hunderter extra auf ihren Nachttisch legen, aber dafür war sie heute das willige Mädchen gewesen, dass seinem Herrn zu Diensten war.
Außer dem Passat stand kein weiteres Fahrzeug auf dem geheimen Parkplatz, der einigen Besuchern vorher als Müllhalde gedient hatte. Direkt an den Gleisen lag Bauschutt herum, in den Büschen rottete ein alter Fernseher vor sich hin. Die aufziehende Dämmerung überzog den Müll mit dem Schleier des Vergessens. Wunderlich setzte den Wagen nach hinten. Fast hätte er die Joggerin übersehen, die gerade vom Herkulesberg herunter gelaufen kam. Er trat hart auf die Bremse. Die junge Frau rückte ihren Kopfhörer zurecht, warf einen kurzen Blick auf seinen Passat und lief zur Straße herunter.
Als Wunderlich nach rechts auf die Innere Kanalstraße einbog, sah er die Joggerin, die auf dem Grünstreifen in die gleiche Richtung lief. Hätte er in den Rückspiegel gesehen, dann wäre ihm bestimmt der andere Passat Variant aufgefallen, der gerade in die Auffahrt zu seinem geheimen Parkplatz einbog.