Peeping Tom - Ein Film kann Karriere ruinieren
Augen der Angst: Heute ein Klassiker
Am Donnerstag Abend lief Peeping Tom. Dieser Film mit Karlheinz Böhm, der ihn damals fast seine Karriere als Schauspieler kostete. Denn nach den Sissi-Filmen war er in den Augen des Publikums der junge Kaiser und sollte dies auch bleiben.
Dann der Skandal. Der Kaiser spielt einen jungen Photographen, der seine Kindheit hindurch von seinem Vater für Experimente missbraucht wurden. Sein Vater, der meterweise Bücher schrieb über Angst. Und dem kleinen Jungen Angst einjagte. In jeder Stufe seiner Entwicklung.
Nur das letzte Experiment fehlte noch. Die Angst in den Augen eines Menschen, der gerade ermordet wird und merkt, dass er sterben wird. Und dieses führt der junge Photograph durch, mit einem Stativ, bei dem ein Bein ein Messer am Fuß hat.
Der Film floppte. Wie schon Romy Schneider war Böhm auf das Image aus den Sissi-Filmen festgelegt. Und in Deutschland schafft es kaum ein Schauspieler, einen Wandel zu vollführen. Figuren wie z. B. Armin Rohde, der einen tragischen Wachmann in „Lola rennt“, ein Arschloch von Erpresser in „Gefährliche Freundin“, einen heruntergekommen Wachmann in „Das Leben ist eine Baustelle“, einen Möchtegern-Busfahrer an der Seite von Frau Kupfer oder den Klassiker als Bierchen darstellt, und auch noch 70 andere Rollen glaubhaft verkörpert und dafür vom Publikum akzeptiert wird, das kommt in Deutschland selten vor.
Wie hieß der Film auf 3SAT eigentlich noch? Ich glaube, „Augen der Angst“. Der Originaltitel ist der, unter dem ich die Geschichte des Films seit 20 Jahren kenne.
Unsere einhellige Meinung: Der Film ist allererste Sahne. Ein richtiger Klassiker. Bis zum Schluss schaudert man, mit dem Photographen und mit seinem potenziellen Opfer, wie es zu Ende gehen wird. Die Traurigkeit, die Besessenheit, die Schatten der Vergangenheit, die Böhm mit ein paar Regungen seiner Mimik darstellt, ergreifend.
Und das alles vor knapp 50 Jahren ohne einen digitalen Effekt. Man betrachtet ja Filme auch daraufhin, wie Dinge heute dargestellt werden.
Also:
- Es war keine einzige Leiche zu sehen.
- Am Ende fließen ungefähr 10 mL Blut.
- Das erste Opfer hört Musik von einem Tonbandgerät, dass tragbar ist. Heute würde sie wahrscheinlich einen iPod nutzen.
- Der Photograph Lewis entwickelt seine Filme stundenlang. Heute hätte er eine Videokamera oder würde gleich auf digitalem Datenträger arbeiten.