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Bertha Benz: Frühere Influencerin im 19. und 21. Jahrhundert

Thomas Berscheid | 19. April 2025

Vor Ostern 2025 waren wir ein wenig im Süden Deutschlands unterwegs. In dieser Gegend hat meine Frau ja seit mehr als 30 Jahren Freunde, zudem wollte ich einige touristische Ziele heimsuchen, in denen ich vor knapp 50 Jahren schon einmal war. Eines davon war Rothenburg ob der Tauber.

Das Museum in Rothenburg ob der Tauber im früheren Kloster gibt einen Eindruck in die Stadtgeschichte. Der Nationalsozialismus ist ein Thema, auch die Zerstörung der Stadt kurz vor Kriegsende und der anschließende Wiederaufbau. Die Klosterküche ist ein Ort, an dem moderne Techniken wie Fenster, Heizung und einen Elektroherd wertschätzen lernt. Besonderen Eindruck auf mich hat allerdings die Apotheke auf mich gemacht.

Diese Apotheke führt zurück ins 19. Jahrhundert. Auf der Theke steht eine große Flasche mit Petroleum. Das Steinöl diente ja früher zur Reinigung oder um nachts den Weg nach Hause zu beleuchten.

Als Bertha Benz 1888 ihre erste Fahrt im Patent-Motorwagen ihres Gatten Carl Benz unternahm, gab es ja noch keine Tankstellen. Sie musste in mehreren Orten anhalten und hat seinerzeit wahrscheinlich aus genau solchen Flaschen, wie sie im Museum in Rothenburg zu sehen waren, Benzin, das erst später ihren Nachnamen bekam, abgezapft, um das erste erste selbstfahrende Auto damit zu betreiben.

Wie würde das heute aussehen? Bertha Benz hatte ja mit dieser Fahrt eine Marketing Aktion angeleiert, um die Erfindung ihres Mannes bekannt zu machen. Also stellen wir uns einmal vor, was sie im 21. Jahrhundert machen würde. Vielleicht ein Livestream der Fahrt bei Twitch oder Facebook. Auf jeden Fall würde Bertha Benz heute alle paar Minuten bei Instagram eine Story schalten, wie sie gerade mit dem Wagen eine Panne hat, an einer Kreuzung den richtigen Weg sucht und vor allem, wie sie in einer Apotheke nach Benzin sucht. Denn natürlich gab es den Treibstoff, der heute an Tausenden von Tankstellen verfügbar ist, nicht direkt an der Straße und nicht literweise. Eine Frau mit großem Hut und auskragendem Kleid würde also mit dem Smartphone neben ihrem Auto oder mitten in der Apotheke stehen und ihren Followern erzählen, wie sie gerade den Apotheker überredet, ihr nicht nur ein Kölschglas voll, sondern glatte zwei Liter an Petroleum zu verkaufen.

Da treffen 19. und 21. Jahrhundert aufeinander.

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