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Auf der Lesereise durch den Bücherschrank

Thomas Berscheid | 13. März 2016

John Knittels Amadeus und das Atlantropa-Projekt

Die Lesereise durch den Bücherschrank meiner Eltern geht weiter. John Knittels „Amadeus“ habe ich nun ausgelesen. Die Geschichte hat ja auch eine menschliche Komponente zwischen einem Mann und einer Frau. Schönes Konfliktpotenzial. Vor allem aber schimmert immer wieder der Glauben an die Allmacht der Technik durch. Von Erderwärmung, Plastik in den Meeren und Umweltgiften war damals noch nicht die Rede. Der Aralsee war damals noch richtig groß.

Das Atlantropa-Projekt wäre aus heutiger Sicht wohl eher eine große Katastrophe. Wenn das Mittelmeer erst um gut 150 m abgesenkt ist, würde der Meeresspiegel weltweit um rund 1 m steigen. Irgendwo muss das Wasser ja hin. Die ausgleichende Wirkung des Wassers würde Europa fehlen, unser Klima würde kontinentaler werden. Die trocken gefallenen Teile des Mittelmeeres wären eher Salzwüsten denn Ackerland. Flüchtlinge aus Afrika kämen viel besser nach Europa, nicht zu vergessen. Und der rund 30 km lange Abschlussdamm wäre ein prima Ziel für russische Rakete mit thermonuklearen Sprengköpfen oder andere Terroristen.

Doch bevor ich wieder Galle versprühe doch lieber wieder einen Blicke in die Welt der Literatur. Für die Litcologne gibt es eh niemals Karten, und eine grippale Infektion seit Freitag hat mich gezwungen ein paar Gänge zurück zu schalten. Eine schöne Gelegenheit, sich um die Bücher zu kümmern. Ich habe an diesem Wochenende Berthold Brecht überflogen, nun ja. Nicht ganz mein Ding, die Besserwisserei dass der Osten die besseren Rezepte hat… Ingeborg Bachmann fing schon mal ganz nett an, hat wohl auch etwas mit den Texten von den Manic Street Preachers zu tun. Jetzt sind erstmal phantastische Geschichten dran. 1985 erschienen. Die kürzeste Geschichte darin die bislang beste Pointe. Im allerletzten Satz klärt sich alles auf. Was für ein Handwerk…

Nachtrag:

Bei der Geschichte, die ich oben beschreibe, handelt es sich um „Die offene Tür“ – es gibt mehrere Übersetzungen – von Saki, also Hector Hugh Munro. Ein Spiel mit falschen Erwartungen… Die Geschichte ist offenbar mehrfach verfilmt worden. Neben einer italienischen Verfilmung habe ich diese Version gefunden – mit Michael Sheen, den man aus der 6-teiligen BBC-Serie über Rom als Nero kennt. Oder beim ZDF nachts als Master of Sex. Herrlich, wie der Mann Menschen darstellt, die gerade am Rad drehen…

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