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Geschichten Medien

Wilhelm Gustloff – Fakten besser als Fiktion

Thomas Berscheid | 29. März 2008

Aussagen der Zeitzeugen beeindrucken und hallen lange nach

Der Untergang der Wilhelm Gustloff beschäftigte dieser Tage die deutschen Medien. Das ZDF hat das Thema mit seinem Zweiteiler in die abendliche Prime Time gebracht und damit ein Stück Geschichte aus dem Dunkel des Vergessens gezogen. Glücklicherweise, ohne dass dabei Nazis als Opfer dargestellt worden sind und eigentlich mit gutem Hintergrund.

Ein Artikel bei Spiegel Online brachte es eigentlich auf den Punkt. Fakten und Fiktion wurden vermischt. Es ist kein Dokudrama, es ist eine erfundene Geschichte, aber es ist beides nicht so richtig.

Meine persönliche Meinung tendiert in eine ähnliche Richtung. Wichtiger ist mir persönlich aber, dass die im Anschluss an die Spielhandlung folgenden Dokumentationen des ZDF des Teams um Guido Knopp ergreifender waren als der Spielfilm.

Und nebenbei: damit ist das ZDF endlich einmal seinem Bildungsauftrag nachgekommen, für den die GEZ bei uns abkassiert und mit dem wir sonst Fußball, neue Gebäude, Rundfunkräte und Wetten dass bezahlen, die teuerste Werbesendung im deutschen Fernsehen.

Nun aber zu den Fakten. Im Anschluss an die 90 min Film lief am Montag Abend 45 min Dokumentation. Dabei redeten einige Zeitzeugen. Die Aufnahmen müssen z. T. schon älter sein, denn an einige Sätze konnte ich mich wortwörtlich erinnern, und das war schon einige Jahre her.

Aber zu den Zeugen. Am anschaulichsten vielleicht Frau B. (voller Name in der Sendung genannt). Eine Frau, die Haltung bewahrt. Sie sieht jugendlich aus, sie war 16 beim Untergang der Gustloff, und seitdem sind Jahrzehnte ins Land gegangen. Sie lächelt, als sie von ihrer sechs Jahre alten Schwester und ihrer 42 Jahre alten Mutter erzählt. Als sie von Chopin erzählt, den ihre Mutter immer gerne gehört hat. Und dann, als sie berichtet, wie die Schwester und die Mutter dann plötzlich nicht mehr an ihrer Hand waren, weg gerissen vom Wasser, da werden ihre Augen feucht und ihre Mundwinkel fallen herunter.

Auch die anderen Zeitzeugen, die das ganze durchleben, schluchzen plötzlich, 60 Jahre nach den Ereignissen. Der Mann, der sich durch die Frauen und Kinder drängt und dann von einem Matrosen erschossen wird, vorgetragen mit stockender Stimme. Das waren die Szenen, bei denen ich auch ein Taschentuch brauchte. Und nichts kann den Schrecken eines Krieges besser darstellen als diese Menschen, denen die Erinnerung wieder hochkommt. Für mich ergreifender als der Film vorher.

Und dann dieses Zitate, die ich schon Jahre zuvor in einer Dokumentation über die Gustloff gehört hatte.

„Das Wasser hat ja so eine Macht, das reist alles auseinander“. Die Frau hatte ihre Familie verloren, als sie vom Wasser überspielt wurden.

„Ich habe ihnen nie das Lied alle meine Entchen vorgespielt“. Denn sie hat gesehen, wie die kleinen Kinder tot im Wasser trieben. Den Kopf unter Wasser, die Beine in die Höhe.

Und was in dieser Dokumentation nicht vorkam: „Ich habe nie mehr Fisch gegessen. Denn Fische essen Menschen.“

Besser als in diesen Dingen des Alltags kann man nicht schildern, was der Krieg aus den Menschen macht. 

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