Dritter Weltkrieg: Keine Sorgen am Niederrhein!
Recherche zu den belgischen Luftabwehrstellungen
Kaum kommt man aus dem Urlaub zurück, schon hat man ein paar neue Ideen. Konkret zu einem Krimi, der am Niederrhein spielt. Diesmal übrigens eine Geschichte, die mit Heinrich Sobeck nichts zu tun hat.
In diesem Zusammenhang habe ich einige Fakten über die Gegend zwischen Grefrath, Wachtendonk und Hinsbeck aufgearbeitet, die ich aus der Kindheit noch kannte und die es heute in dieser Form nicht mehr gibt. Konkret: Die Luftabwehrstellungen der Belgischen Armee.
Früher einmal gab es ja eine belgische Garnison in Grefrath. Meine Erinnerung daran ist, dass die Jungs am Wochenende nachts immer gern durch den Park gezogen sind und mutmaßlich auch die Flamingos zu Tode gequält haben, die damals dort ihre Unterkunft hatten, wo heute der Pfad mit verschiedenen Bodenformen ist, neben der Schachanlage und in Hörweite der Sittiche.
Eine in Grefrath sichtbare Immobilie ist die ehemalige Kaserne in Vinkrath mit dem großen Radarturm. In diesen Wochen wieder umstritten und für Menschen, die gerne etwas sinnlos zerstören, ein beliebtes Objekt. Immerhin ist die Forensik dort nicht heimisch geworden. Dort war meines Wissens nach die Wohneinheit, Verwaltung und die technische Logistik der Luftabwehrstellung untergebracht. Gut sichtbar war der rot-weiße Turm mit der großen Schüssel für die Funkverbindung.
Gut sichtbar war seinerzeit auch die Radarkuppel an der Straße zwischen Hinsbeck und Grefrath. Von dort sollten die Raketen ins Ziel gelenkt werden. Die Hütten stehen heute noch, der Radom ist seit Jahren abgebaut.
Ja, und dann die Stellung mit den Nike. Ende der 1970er Jahre machte ich mit vielen Kindern aus dem Kinderheim Grefrath, meinem Vater und einigen anderen Leuten eine Radtour dorthin. Wir bekamen vorgeführt, wie eine Nike auf der Stafette aufgerichtet und zum Abschuss bereit gemacht wird. Nur in den Himmel gejagt haben sie die Raketen mit den vier gebündelten Feststoffboostern in der ersten Stufe nicht.
Das muss etwas 1979 gewesen sein. Wie ich an diesem Wochenende gelesen habe, waren die Nike seinerzeit mit atomaren Sprengköpfen bestückt. Damit sollten anfliegende Bomberverbände, wie Putin sie im Jahr 2007 wieder gegen England geschickt hat, vernichtet werden. Und zwar so vernichtet, dass nicht nur die Flugzeuge nicht mehr weiterfliegen können und die Wasserstoffbomben trotzdem auslösen, sondern es sollten die Sprengköpfe gleich mit verdampfen. Außerdem sollten hochfliegende Verbände ebenfalls vernichtet werden. Das ganze in maximal 140 km Entfernung, denn der Rhein war als Rückzugslinie der NATO-Truppen gedacht. Wie es dahinter ausgesehen hätte, stellen wir uns mal lieber nicht vor.
Oder doch? Bislang hatte ich gedacht, dass atomare Munition nur im Tor 9 gelagert worden sei, also kurz vor der Grenze zu den Niederlanden auf der anderen Seite der Krickenbecker Seen. Dass dies so nah war, hat mich Samstag doch etwas frösteln lassen.
Gut, dass der Kelch an uns vorüber gegangen ist. Es ist ja die perverse Logik dieser Zeit, dass nur das Wettrüsten und das massive Zerstörungspotenzial des atomaren Overkills uns vor dem III. Weltkrieg bewahrt hat. In Grefrath hätte man sich nun keine Sorgen machen müssen. Das Dorf wäre Ziel für den Erstschlag gewesen und von ein paar netten kleinen Bomben aus einer SS-20 in einen großen strahlenden Krater verwandelt worden. Ähnlich wie die Dörfer an den Braunkohlekraftwerken, die seinerzeit ein Viertel der Grundlast für den Strom in Deutschland erzeugten und auch gleich verdampft worden wären.
Ja, das Leben am Niederrhein wäre schon sorglos gewesen. Kein Gedanke daran, was mache ich, wenn ich verstrahlt bin. Die Sorge hätte keiner von uns gehabt.