Worthülsen

Von unseren Politikern ist man das ja gewohnt: Die sagen, was sie sagen wollen, damit wir wissen, daß hinter dem was sie sagen, nicht der Sinn steckt, dem man ihnen nachsagt. Was ich damit sagen will, ist: Man hat doch den Eindruck, meine Damen und Herren, daß unsere Politiker, und lassen Sie mich das in aller Öffentlichkeit sagen, gerade auch unser allseits beliebter Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, jawohl, meine Damen und Herren, eigentlich nur inhaltsloses Gewäsch von sich geben.

Jedoch auch wir selber sind – ich sach mal – mitunter auch nicht davor gefeit, in dem einen oder anderen Augenblick – ich sach mal – zu sagen, was uns gerade so in den Mund kommt, wenn – ich sach mal – uns nichts in den Kopf kommt. Doch es ist nicht nur die Gewohnheit, daß mensch bestimmte Wortkombinationen und Satzfragmente in laufende Gespräch einflechtet. Diese Art zu reden kann zu einer – ich sach mal – Sucht werden, daß man ständig – ich sach mal – bestimmte Redewendungen gebraucht, obwohl mensch – ich sach mal – diese eigentlich um alles in der Welt nicht mehr – ich sach mal – in den Mund nehmen wollte. Man – ich sach mal – steht einfach unter dem Zwang, es – ich sach mal – tun zu müssen!

Doch dies ist ja nicht einmal das Schlimmste in unserer Sprache. Denn viele Menschen kündigen an, was die eigentlich tun wollen, obwohl sie es bereits machen. Beispiel: Wie gerne sagen wir doch: “Ich würde sagen, daß der Bundeskanzler…” Dabei sagen wir es doch gerade! Ja, warum nehmen wir dann diese inhaltsleere Worthülse noch in den Mund?

Der Grund dafür mag ja noch, und gerade in der heutigen Zeit, meine Damen und Herren, in einer anderen gesamtgesellschaftlichen Entwicklung zu suchen sein. Denken wir doch an all diese täglich auf uns hereinstürmenden Soap Operas, bei denen wir genau dieses Verhalten beobachten können: Da geht ein junger Mensch zur Tür und sagt: “Ich gehe jetzt zur Tür”. Eine andere Frau sagt: “Du gehst jetzt zur Tür.” Und wieder ein anderer Mensch sagt: “Warum gehst Du jetzt zur Tür?” Drei Menschen, die etwas sagen, was man ja bereits im Bild sieht und was keiner näheren verbalen Erläuterung mehr bedarf. Jedoch: Wie sonst füllt man mit wenig Aufwand und ohne jegliche Handlung 20 Minuten Sendezeit, um die lästigen Zeiträume zwischen den Werbepausen zu füllen?

Wir sehen also: Nicht nur in den Lautäußerungen unserer Politiker, auch in den Medien stoßen wir ständig – ich sach mal – auf inhaltsleere Worthülsen, auch in den Medien ist dies – ich sach mal – der Fall. Achten Sie einmal darauf, wenn Sie sich gleich wieder vor den Fernseher setzen und sich die “Verbotene Liebe” oder “Gute Zeiten, Schlechte Zeiten” ansehen.