Geschichten

Geschichten können kurz sein. Hier ein paar Beispiele aus meiner Schaffensphase seit 1990.

Frozzel hat die größten Eier

Frozzel hatte alles gut vorbereitet. In dem Gebüsch vor dem Zaun der Kläranlage, sicher vor Regen, vom Rheinufer nicht einsehbar, lagen die Tanks mit der Farbe. Daneben die Spritzpistolen, die er aus den Gartenspritzen zusammengebaut hatte, letzte Woche im Sonderangebot bei OBI. Der Typ hinter der Theke hatte sich gewundert – was will ein 16jähriger mit einer Gartenspritze und Eimern voll Farbe?

Reisebericht Norwegen mit dem MTB

Warten, warten, warten. Seit zwei Tagen sitze ich jetzt in Narvik fest, hatte Gelegenheit, die Stadt zu erkunden, denn ich warte auf mein Bike, das ich vor einer Woche in Köln, drei Tage vor meiner eigenen Abreise, auf die Reise geschickt habe. Narvik, das ist das Ende der Erzbahn von Kiruna aus, da ist der Erzhafen in dieser Stadt, der ihr das Gepräge gegeben hat.

Die Schlange an der Brust

Der vielbeschäftigte Rechtsanwalt steht am Fenster, sieht hinaus auf die herbstliche Neusser Straße. Zwei Etagen unter ihm wuseln die Menschen einher, plündern ihre Konten und erledigen die ersten zaghaften Weihnachtseinkäufe.

Das Radwege-Dilemma

Die kompromißlos ehrliche Aussage eines Mitarbeiters des Straßenplanungsamtes dieser Stadt. Was hat sich hier zugetragen? Die Unfallstatistik weist einen starken Anstieg der Unfälle aus, bei denen Radfahrer zu Schade kamen. Und es stellt sich der Welt die Frage: Warum ist das so?

Der Wunderheiler

Da ist es wieder, dieses Zwicken und Zwacken in der Hüfte, irgendwo zwischen den Nieren und dem Bauchnabel, auf der linken Seite. Nach einem harten Arbeitstag in der Kanzlei steigt der ausgepumpte Rechtsanwalt die Treppen zu seiner Wohnung in der Werkstattstraße hoch, fingert den Schlüssel ins Schloß und gleitet in die Wohnung. Aus dem Zimmer des Sohnes dringt Musik, „Faith Healer“, das paßt, denkt sich der Vater. Er geht in die Küche, setzt einen Tee auf und wirft die Schuhe von sich.

Die falschen Schuhe

Eine gebeugte Gestalt tritt vor die Tür des Hauses in der Werkstattstraße. Der Junge zieht einen Schlüssel aus der Tasche seiner Jeansjacke, schließt die Tür auf und geht langsam die Treppe hoch. Er knallt den Rucksack auf das Bett, setzt sich daneben und vergräbt das Gesicht in den Händen. Ihm fließen keine Tränen über die geröteten Wangen, er hat gelernt sich zu beherrschen. Der Gameboy verschafft ihm Abwechslung.

Die Exkursion

Es war ein harter Tag. Die beiden verwegenen Gestalten, die sich schleppenden Ganges, mit schwerem Marschgepäck und wildem, ermüdetem aber grimmigem Blick über den Feldweg bewegten, hatten einen aufschlussreichen, steinharten Tag hinter sich. Viele Steine hatten sie heute abgeklopft, und zuletzt hatte sie ihr Exkursionsleiter aus dem Bus geworfen, als sie versuchten, einen Dünnschliff des Fahrerschädels anzufertigen. Einsam und verlassen schlugen sie in einer Karsthöhle ihr Nachtlager auf, weil es zu weit war, noch bis zu dem Hotel zu laufen, in dem die restlich Teilnehmer der Exkursion nächtigten.

Worthülsen

Von unseren Politikern ist man das ja gewohnt: Die sagen, was sie sagen wollen, damit wir wissen, daß hinter dem was sie sagen, nicht der Sinn steckt, dem man ihnen nachsagt. Was ich damit sagen will, ist: Man hat doch den Eindruck, meine Damen und Herren, daß unsere Politiker, und lassen Sie mich das in aller Öffentlichkeit sagen, gerade auch unser allseits beliebter Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, jawohl, meine Damen und Herren, eigentlich nur inhaltsloses Gewäsch von sich geben.