Die Exkursion

Es war ein harter Tag. Die beiden verwegenen Gestalten, die sich schleppenden Ganges, mit schwerem Marschgepäck und wildem, ermüdetem aber grimmigem Blick über den Feldweg bewegten, hatten einen aufschlußreichen, steinharten Tag hinter sich. Viele Steine hatten sie heute abgeklopft, und zuletzt hatte sie ihr Exkursionsleiter aus dem Bus geworfen, als sie versuchten, einen Dünnschliff des Fahrerschädels anzufertigen. Einsam und verlassen schlugen sie in einer Karsthöhle ihr Nachtlager auf, weil es zu weit war, noch bis zu dem Hotel zu laufen, in dem die restlich Teilnehmer der Exkursion nächtigten. Und außerdem war die Aussicht auch gar nicht so schlecht. Ein kleines Lagerfeuer hatten sie entzündet, und einer der beiden hatte einen Hasen gefangen, dem er mit Schlägen auf eine Basaltsäule das Lebenslicht ausblies und ihn danach waidmannsgerecht abzog.

So hatten sie – es dämmerte bereits – ein fürstliches Mahl, als sich ein unbeleuchteter Wagen näherte. Sie erkannten ihn sofort – es war der Kanzler, der seit Jahren die Wende vollzogen hatte. Was tut der aber hier in der ehemaligen Ex-DDR? Interessiert sahen sie zu, wie er sich an die Ministerin für Wohnungsbau heranmachen wollte, Nachdem sie das Spiel zu Ende gesehen hatten, klopften sie an die Türen, warum sollten sie sich nicht einmal den Benz 600 SEL ausleihen? Der Kanzler zog eine 38er, doch einer unserer Beiden war schneller und feuerte einmal quer durch die beiden Schädel der Insassen. Erstaunlich, daß dabei keine Hirnmasse spritzte. Naja, das hatten wir schon immer vermutet…

In fachgerechter Schichtung landeten beide Leichen unter der Erde, und dann wurde der Benz über den Feldweg gejagt. Dabei fuhren sie an einer Mitstudentin vorbei, deren Kopf unter einem Findling vergraben war, der sich beim Herumklettern in der Wand gelöst hatte. Nun sah man ihre langen Beine unter ihrem Mini hervorlugen. Nicht die richtige Kleidung für solch eine Exkursion, aber sie hatte es in erster Linie auf den Exkursionsleiter abgesehen. Nun hatte keiner mehr etwas von ihr.

Binnen weniger Minuten waren sie am Hotel, nahmen sich den Leiter und überprüften seine Bruchfestigkeit, indem sie ihn an der Stoßstange des Benz festbanden und wiederholt gegen die Mauer des Hotels fuhren, bis er reif für die Obstpresse war. Später bewegten sich die übriggeblieben mit mehreren Fahrten im Benz zu einem Grillplatz am Rande einer Abbruchkante, auf dem sie bis zum Sonnenaufgang feierten. Leider brachte es die Kante mit sich, daß mehrere Studenten in der Nacht gut 50 m in die Tiefe stürzten. Aber das konnte der guten Laune keinen Abbruch mehr tun.