Georgien bekommt eigene Raumstation

Georgien wird eine der führenden Mächte bei der kommerziellen Nutzung des erdnahen Weltraums. Wie der georgische Präsident Micheil Saakaschwili in einem Telefoninterview mit der Internetagentur IBK am Morgen des 1. April sagte, wird in Kürze mit den Bauarbeiten zur ersten georgischen Raumstation begonnen. Das Projekt soll den Namen SakSpace tragen.

Wie Saakaschwili in dem Interview weiter sagte, solle die Raumstation in der Flugzeugwerft in Tbilisi gebaut werden. Dort waren in den vergangenen Jahren bereits mehrere Bauteile für kommerziell genutzte Satelliten entstanden. Ein Vertreter des Unternehmen bestätige zum 1. April entsprechende Pläne.

Mit der Raumstation soll Georgien in den Kreis der Weltraumnationen aufsteigen, so Saakaschwili. Dies sei, sagte er in einem Nebensatz, auch ein Fingerzeig an die russische Führung. In der Zeit der Sowjetunion habe die sowjetische Raumfahrt zwar mehrfach deutsche Kosmonauten ins All befördert, jedoch nie einen Georgier.

Nach den uns vorliegenden Plänen soll die SakSpace in mehreren Teilen in der erdnahen Umlaufbahn zusammengebaut werden. Als Trägerrakete soll dabei die Ariane 5 dienen, da der Space Shuttle durch seine technischen Probleme und die auslaufende Nutzung nicht genügend Kapazitäten bieten könne. Eine Nutzung der kasachischen Basis in Bajkonur sei wegen politischen Drucks Russlands nicht möglich.

Der Start des ersten Moduls der SakSpace, das zu Ehren des berühmten Dichters den Namen Rustaweli tragen soll, ist für den 26. Mai 2008 zum 90 Jahrestag der Unabhängigkeit Georgiens 1918 vorgesehen. Die weiteren Module sollen im Jahrestakt starten. In Endausbau wird die SakSpace einen kreuzförmigen Grundriss haben.

Das Projekt soll mit Steuergeldern finanziert werden, aber auch einen wirtschaftlichen Aspekt haben. Geplant ist die Produktion von Tschurtschela im Weltraum. Das Vakuum der erdnahen Umlaufbahn und die Schwerelosigkeit sollen den Trocknungsprozess beschleunigen. Ebenso wird über die Produktion weiterer Nahrungsmittel nachgedacht, die durch die Schwerelosigkeit erleichtert wird. Gedacht ist hier z. B. an absolut symmetrische Chinkali.

Ein weiterer Aspekt der Raumstation soll die verbesserte Berichterstattung über die olympischen Winterspiele in Bakuriani sein, um deren Austragung sich der Wintersportort für das Jahr 2014 derzeit bewirbt.

Auf die Frage hin, warum sich Georgien nicht an der Raumstation ISS beteilige, die seit Beginn des 21. Jahrhunderts zusammengebaut wird, sagte Saakaschwili, dass dieses Projekt durch die Probleme mit den Shuttles Kapazitätsprobleme habe. Die Durchführung eines eigenen Projektes habe den Vorteil, dass georgische Projektmanager das Improvisieren gewohnt seien und besser mit Krisen umgehen könnten als Westeuropäer oder Amerikaner, so der georgische Präsident.

Saakaschwili will sich noch am heutigen 1. April in einer Ansprache an die Nation wenden, um die Pläne zur ersten georgischen Raumstation zu erläutern.

Thomas Berscheid, 1. April 2006