YouTube bringt die Jugend zurück

Man kann ja vom Internet halten was man will. Unsere Großmächte überwachen uns mehr als je zuvor, Trojaner, Malware und Viren lauern hinter jedem Klick. Das Internet sorgt aber auch dafür, dass man Erinnerungen aus Kindheit und Jugend auffrischen kann. Oder richtig stellen. Und eine wichtige Quelle dafür ist YouTube.

In den vergangenen Wochen habe ich zwei Filme wiedergefunden, die ich damals auf dem Schwarzweißfernseher in Grefrath gesehen habe. Wenige Bilder sind mir in Erinnerung geblieben, aber die Musik aus den Filmen singe ich auch nach (fast) 40 Jahren fast jeden Tag.

Und jetzt habe ich beide bei YouTube wiedergefunden.

Lefty

Da gab es zum Beispiel eine Dokumentation, die in New York spielte. Unterlegt mit elektronischer Musik fliegt ein Hubschrauber um die Freiheitsstatue. Dazu ein Musikstück, das mit seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht. Ich wusste vom dem Film nur, dass er sich irgendwie um „Lefty“ dreht. Nun, dreieinhalb Jahrzehnte nach der Ausstrahlung, habe ich diesen Film tatsächlich gefunden: Lefty – Erinnerung an einen Toten in Brooklyn von Max H. Rehbein.

Ich habe echt vor dem Rechner gesessen und den Mund nicht mehr zubekommen. Das Stück heißt Onyx und kommt von einer Gruppe namens Space Art – nicht zu verwechseln mit Space, von denen Magic Fly und andere Klassiker der späten 1970er stammen.

Das war kurz vor Weihnachten.

Ein Tag zum Kämpfen mit Klavier

Samstag Abend lief dann auf ARTE eine Doku über General Custer. Nicht alles sehr schmeichelhaft über den Mann, der Geschichte der früheren USA geschrieben hat, als es noch keine drahtlose Kommunikation auf dem Schlachtfeld gab. Schon spannend gemacht! Und kaum ist die Doku vorbei, kommen mir wieder zwei, drei Takte aus einem Film über General Custer in den Sinn, die ich vor knapp 40 Jahren beim Fernsehen in Grefrath gehört hatte. Ein perlendes Klavierstück, das sich langsam in den Gehörgang schleicht. Ganz am Schluss, als General Custer gerade tot ist.

Aus dem Abspann dachte ich, dass sei ein Stück von Leonard Bernstein. Hm. Der hat zwar auch mit Filmmusik zu tun gehabt, aber aus der Zeit ist nichts auf den einschlägigen Seiten zu finden. Nächster Schritt der Recherche: Was für Filme über General Custer wurden denn zu Beginn der 1970er Jahre gedreht? Oder im Jahrzehnt vorher? Ich stoße auf „Custer of the West“ mit Robert Shaw. „Big Horn – Ein Tag zum Kämpfen“ war der deutsche Titel. Ich finde den Komponisten des Soundtrack. Bernardo Segall.

Bingo.

Und wieder sitze ich mit geschlossenen Augen und offenem Mund vor dem Rechner, murmele unartikulierte Laute des Verzückens vor mich hin und bekomme eine Gänsehaut, obwohl ich dem Winter entsprechend angezogen bin.

Es ist schon unglaublich. Dank solcher Webseiten wie YouTube kann man diese Dinge suchen, die einen seit der Kindheit beschäftigen. Es war nicht das erste Mal. Und bestimmt auch nicht das letzte.